International

"Wette auf Militarisierung": Militärübung Defender 23 unter US-Führung beginnt in Europa

Seit einer Woche läuft das Militärmanöver "Defender 23" unter Führung des Pentagons, nachdem – wie bei früheren "Defender"-Übungen – wieder Truppen und Kriegsmaterial aus den USA nach Europa gebracht wurden. Die Kriegsspiele fügen sich in eine Reihe weiterer US-/NATO-Manöver ein.
"Wette auf Militarisierung": Militärübung Defender 23 unter US-Führung beginnt in EuropaQuelle: www.globallookpress.com © Richard Herman/Keystone Press Agency

Am 22. April begann in Europa eine von den US-Streitkräften angeführte Übung namens Defender 23. Rund 8.000 US-Soldaten und 15.000 Soldaten von mehr als 20 US-Verbündeten und Partnern waren daran beteiligt. Diese Übungen sind darauf ausgerichtet, die Schlagkraft der NATO zu erhöhen. Dem Pentagon zufolge sollte diese militärische Maßnahme die Fähigkeit des US-Militärs demonstrieren, in kürzester Zeit fähige Kräfte und Mittel bereitzustellen, um "diejenigen abzuschrecken, die eine Bedrohung für den Frieden in Europa darstellen, und den Kontinent gegen Aggressionen zu verteidigen". Den Experten zufolge entsprechen die Defender-Übungen voll und ganz der Politik Washingtons und der NATO, Russland einzudämmen, und sind ein weiterer Beweis für die wachsende militaristische Stimmung im Westen.

Am letzten Samstag, dem 22. April, begann in Kontinentaleuropa eine von den Vereinigten Staaten geleitete Großübung namens "Defender 23". Wie die Pressestelle des Kommandos "US Army Europe and Africa" mitteilte, wurden rund 8.000 US-Soldaten und 15.000 Soldaten aus über 20 Ländern, die mit Washington verbündet sind, zu den Manövern entsandt. Der Defender 23 ist dazu gedacht, die Schlagkraft der NATO zu erhöhen und die Kampfbereitschaft diverser Einheiten und Verbände "in einem komplexen gemeinsamen und multinationalen Umfeld" zu verbessern.

Das Pentagon erklärte, dass neben den Vereinigten Staaten auch Truppen aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kosovo, Kroatien, Moldawien, Montenegro, den Niederlanden, Nordmazedonien, Polen, Rumänien, Schweden, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik, Ungarn und dem Vereinigten Königreich an der Übung teilnehmen.

"Im Mittelpunkt dieser jährlichen Übung, die fast zwei Monate dauert, ist der strategische Einsatz von Streitkräften, die in Amerika stationiert sind, die Nutzung vorsorglich bereitgestellter Armeereserven und die Interoperabilität mit europäischen Verbündeten und Partnern", sagte Sabrina Singh, stellvertretende Pressesprecherin des Pentagon, während eines Briefings.

Im Vorfeld von Defender 23 wurde militärisches Gerät aus den Vereinigten Staaten nach Spanien verlegt, sagte sie.

"Unter anderem ist die Rede von rund 7.000 Einheiten militärischer Güter, die für die Übung nach Europa verlegt werden, als Zusatz zu den 13.000 Einheiten aus den vorzeitig gebildeten Reserven", so Singh.

In einer Pressemitteilung des Pentagons heißt es, Defender 23 solle die Fähigkeit des US-Militärs demonstrieren, schnell einsatzfähige Kräfte und Mittel bereitzustellen, um "diejenigen abzuschrecken, die eine Bedrohung für den Frieden in Europa darstellen, und den Kontinent vor Aggressionen zu schützen".

"Die Übung demonstriert auch das Bestreben der europäischen Staaten, den Umfang, die Fähigkeiten und die Interoperabilität ihrer eigenen Streitkräfte zu verbessern", wurde bei der US-Behörde betont.

Wie bereits erwähnt, finden die Defender-Manöver seit 2020 jährlich statt. So hatten die Vereinigten Staaten für die Defender Europe 20 den damals größten Einsatz amerikanischer Streitkräfte in Europa seit 25 Jahren mit mehr als 20.000 Soldaten geplant. Doch aufgrund der sich ausbreitenden COVID-19-Pandemie mussten diese Pläne neu überdacht werden, und die Übung wurde im kleineren Rahmen durchgeführt.

In der Folge waren rund 28.000 Personen aus 26 Nationen an Defender Europe 21 beteiligt, während über 8.600 Soldaten an Defender Europe 22 teilnahmen.

Die Betriebsamkeit der Allianz

Es soll betont werden, dass die Vereinigten Staaten und andere NATO-Staaten in den letzten Monaten neben der "Defender 23" eine Reihe anderer Übungen in der Nähe der russischen Grenzen abgehalten haben.

So fanden ab dem 7. Februar in Rumänien die "Eagle Royal 23"-Manöver der Allianz mit Schießübungen statt.

Vom 16. Februar bis 17. März fand in Finnland und Norwegen die NATO-Übung "Arctic Forge 23" mit Beteiligung des US-Militärs statt. Zum Ziel wurde die Zusammenarbeit in der Arktis erklärt und die Erhöhung entsprechender militärischer Kapazitäten.

In der Folge norwegischer Joint-Viking-Manöver, die im Rahmen der "Arctic Forge 23" stattfanden, schlossen sich rund 930 US-Soldaten einem Kontingent von mehr als 10.000 Soldaten aus Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und dem Vereinigten Königreich an. Bei dieser Übung ging es um gemeinsames Schießen, sowie die Kriegslogistik in der arktischen Region.

Zusätzlich führten die Vereinigten Staaten das Training "Dynamic Front 23" auf Schießplätzen in Deutschland und Dänemark durch. Es wurde angenommen, dass über 1.700 Soldaten aus 18 Ländern vom 13. März bis zum 5. April die Planung von Feuergefechten, das Manövrieren in schwierigem Gelände und Schießübungen erlernt haben werden.

Ebenfalls im März wurde in Litauen die NATO-Übung "Griffin Lightning 23" begonnen. Und im selben Monat führte Polen, das ebenfalls Mitglied des Nordatlantikbündnisses ist, auf seinem Territorium das Manöver "Zalew 23" durch.

Anschließend, am 17. April, fand in Schweden die seit 25 Jahren größte Militärübung "Aurora 23" unter Beteiligung von NATO-Staaten statt. Insgesamt sollten 26.000 Militärangehörige an der Übung teilgenommen haben. Das Manöver in Stockholm wurde mit der Abwehr eines bewaffneten Angriffs auf das skandinavische Königreich begründet.

Parallel dazu bauen die USA und ihre NATO-Verbündeten eine dauerhafte Militärpräsenz an den Grenzen Russlands auf. So wurden fünf Eurofighter-Jets und 150 deutsche Soldaten zur Überwachung des Luftraums von Estland, Lettland und Litauen im Baltikum entsandt. Und in Polen wurde die bereits achte ständige Garnison der US-Streitkräfte eingerichtet.

"Informationspsychologischer Druck"

Aus der Sicht von Analysten spiegeln die Manöver "Defender 2023" und andere NATO-Aktivitäten in der Nähe von Russlands Grenzen die Politik der USA zur Eindämmung Russlands wider.

"Sie verfolgen eindeutig eine antirussische Ausrichtung. Das Ziel der Vereinigten Staaten ist es, ihre Verbündeten zu konsolidieren und ihre Maßnahmen gegen Russland zu synchronisieren, sowie noch einmal ihren Willen zur Unterstützung der Ukraine zu demonstrieren. Das alles ist eine informationspsychologische Druckausübung", sagte Konstantin Blochin, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Sicherheitsstudien der Russischen Akademie der Wissenschaften, gegenüber RT.

Er bezweifelte zugleich, dass die betreffende militärische Ausrüstung nach dem Ende von "Defender Europe 23" zu ihren Stützpunkten zurückkehren wird.

"Höchstwahrscheinlich wird das militärische Gerät in Europa bleiben, sozusagen, um die Sicherheit der US-Verbündeten zu erhöhen. Für die Amerikaner sind diese Übungen eine Möglichkeit, auf einem möglichen Kriegsschauplatz Fuß zu fassen und ihre Kontrolle über Europa und ihre Satelliten zu verstärken", sagte Blochin.

Der pensionierte Oberst Juri Knutow, Direktor des Balaschicha-Luftabwehrmuseums und Militärexperte, hat seinerseits im Gespräch mit RT auf die potenzielle Bedrohung Russlands durch die NATO-Übungen aufmerksam gemacht.

"Praktisch die gesamte westliche Grenze Russlands wird von den Manövern der Allianz betroffen sein. Die NATO setzt auf eine solche Eskalation unter Berücksichtigung der Tatsache, dass in diesem Zeitraum eine Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte beginnen könnte. Die Manöver der Allianz stellen in Wirklichkeit eine Art Rückendeckung für das ukrainische Militär dar", räumte der Experte ein.

Seiner Meinung nach dürfen die NATO-Übungen durchaus als eine Eskalation der Spannungen an den Grenzen Russlands betrachtet werden.

"Im Rahmen der Übungen werden alle verfügbaren Streitkräfte zum Einsatz kommen. Es handelt sich eigentlich um Übungen für Kampfeinsätze unter allen Bedingungen, bei denen Satelliteninformationen zur Aufklärung und der Cyberspace zur Übermittlung von Daten bezüglich der Truppensteuerung genutzt werden", erklärte der Analyst.

Sergei Jermakow, ein Experte des "Russian Institute for Strategic Studies" (RISS), erinnerte RT in seinem Kommentar daran, dass die Vereinigten Staaten und die NATO den Umfang ihrer Übungen ständig vergrößern.

"Sie legen die Messlatte jedes Mal höher. An dieser Stelle sollten wir die Tatsache hervorheben, dass die Amerikaner erhebliche Kräfte nach Europa verlegen und ihr Kontingent dort aufstocken. Das kurzfristige Ziel Washingtons und anderer westlicher Hauptstädte ist es, psychologischen Druck auf Russland auszuüben", unterstrich der Analyst.

Zugleich ist er der Meinung, dass die Amerikaner und ihre Partner nach wie vor keinen direkten bewaffneten Konflikt mit Russland anstreben, ihr Vorgehen aber nicht immer richtig kalibriert ist und Kiew regelmäßig zu aggressiven Handlungen provoziert, was zu einem militärischen Zusammenstoß führen könnte.

"Der Kurs Washingtons und seiner Verbündeten ist nach wie vor darauf ausgerichtet, die Militarisierung voranzutreiben, und den groß angelegten und ungerechtfertigten Einsatz militärischer Gewalt als Druckmittel gegen den geopolitischen Rivalen Russland einzusetzen. Dabei gehen die Amerikaner und ihre Waffenbrüder immer einen Schritt weiter. Derartige groß angelegte Manöver sind nur ein Beweis dafür, dass die Vereinigten Staaten und andere NATO-Staaten auf einem militaristischen Kurs beharren. Das ist ihr Versuch, die Fehler in ihrer gescheiterten außenpolitischen Strategie mit Hilfe der militärischen Gewalt zu kaschieren", schlussfolgerte Jermakow.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RT Russian.

Mehr zum Thema - "Kiew verbraucht viele Reserven": Medien und Militärexperten über die mögliche ukrainische Offensive

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.