Meinung

Hybride Kriegsführung: Der Westen setzt auf soziale Medien zur Unruhestiftung in Iran

Das Ausmaß der westlichen Berichterstattung über die Unruhen in Iran übertraf in den letzten Wochen bei Weitem die Bedeutung und Reichweite der Proteste im Land. Der Westen hat bei den jüngsten Aufständen in Iran auf soziale Medien gesetzt und versucht das Gefühl zu vermitteln, dass der Staat bald gestürzt werde.
Hybride Kriegsführung: Der Westen setzt auf soziale Medien zur Unruhestiftung in IranQuelle: AFP

Von Seyed Alireza Mousavi

Der dramatische Tod einer 22-jährigen Iranerin namens Mahsa Amini löste in Iran in den vergangenen Wochen eine Welle an Protesten aus, die in kurzer Zeit in Unruhen und Mob-Gewalt aufgrund der orchestrierten Kampagne des Westens bezüglich des Vorfalls umschlugen. Die NATO hat seit dem Ukrainekrieg ihre hybride Kriegsführung gegen die Rivalen der USA intensiviert, die sich über mehrere Fronten erstreckt. Die jüngsten Unruhen in Iran sind im Kontext des durch die NATO geführten verdeckten Krieges gegen Russland, China und Iran zu betrachten. 

Der Tod der 22-jährigen Iranerin, der angeblich während des Gewahrsams durch die Polizei erfolgte, war nur der Funke für bereits organisierte Proteste in Iran. Wenn der Tod von Mahsa Amini nicht geschehen wäre, wäre ein anderer Vorfall als Anlass genommen worden, um die Unruhen in Iran als Dominoeffekt zu schüren. Dabei hat die NATO eine beispiellose Medienkampagne - unter anderem mithilfe von Bot- und Fake-Accounts in sozialen Medien - gestartet, um ein falsches Bild über die Reichweite und Form der Proteste in Iran zu vermitteln.

Form der Proteste: Die westlichen Medien haben in den letzten Wochen versucht, aufgrund der kurdischen Herkunft der Verstorbenen separatistische Aktivisten in ihrer Berichterstattung aufzuwerten. Es wird sogar fälschlich behauptet, dass der kurdische Name Jina, der dem persischen Mahsa wich, in Iran verboten sei, "weil die Behörden keine kurdischen Namen duldeten". Das ist insofern kein Zufall, als dass sich in den vergangenen Tagen in der Provinz Kurdistan und den Grenzgebieten ein gewaltiger Vandalismus durch kurdische Milizen entfaltete, deren Rückzugsort der Nordirak ist. Iran griff dementsprechend in letzter Zeit mehrfach Ziele in der Kurdenregion im Nordirak an. Die kurdischen separatistischen Gruppierungen sollen bewaffnete Unruhen in der iranischen Provinz Kurdistan organisiert haben. Zugleich herrschte am Wochenende in der Hauptstadt der ostiranischen Provinz "Sistan und Belutschistan", Zahedan, ein bürgerkriegsähnlicher Zustand nach den Feuergefechten in den Straßen zwischen der islamistischen Terrorgruppe "Jaish ul-Adl" und iranischen Sicherheitskräfte. Die bewaffneten Islamisten versuchten vergeblich, drei Polizeidienststellen in der Stadt zu stürmen. In den deutschen Medien hieß es nur, die Polizei habe das Feuer auf "Demonstranten" in Zahedan eröffnet. 

Ausmaß der Proteste: Das Ausmaß der westlichen Berichterstattung über die Unruhen in Iran übertraf in den letzten Wochen bei Weitem die Bedeutung und Reichweite der Proteste im Land. Die NATO hat bei den jüngsten Demonstrationen in Iran auf die sozialen Medien gesetzt, und versuchte das Gefühl zu vermitteln, dass die iranische Regierung bald gestürzt werde. Dabei waren abertausende Fake-Accounts im Einsatz. Nur wenige Tage nach dem Ausbruch der Proteste in Iran enthüllte die Washington Post (WP), dass das Pentagon eine umfassende Überprüfung all seiner Online-Aktivitäten für psychologische Kriegsführung eingeleitet hatte, nachdem eine Reihe von Bot- und Troll-Accounts, die von der Pentagon-Abteilung Central Command (CENTCOM) betrieben wurden, aufgedeckt worden waren. Die mediale Kriegsführung durch Fake-News hat sich in erster Linie laut WP gegen Iran und Russland sowie China gerichtet.

Bei den jüngsten Protesten waren erneut die seit 2013 in Albanien stationierten Volksmudschahedin (MEK) im Einsatz, um die Fake-News zu verbreiten. Die albanische Regierung brach kürzlich wegen einer iranischen Cyberattacke die diplomatischen Beziehungen zu Teheran ab. Die NATO entsandte daraufhin prompt eine hochrangige Delegation nach Albanien, um dem Land auf dem Balkan bei der Bewältigung der Folgen der jüngsten Cyberattacke zu helfen. Die Organisation der Volksmudschahedin stand bis 2012 auf der US-Liste der ausländischen Terrororganisationen.

Beim Sichten der Berichterstattung in den sozialen Medien über die Proteste in Iran in den letzten Wochen entstand der Eindruck, dass sich Iran im "Ausnahmezustand" befände. Obwohl die Sicherheitskräfte die Proteste und Ausschreitungen in Iran bereits unter Kontrolle bekommen haben, werden in den sozialen Medien weiterhin Archivbilder der Proteste geteilt. Dabei haben die westlichen Medien bei ihrer Berichterstattung den Fokus von nicht mehr dagewesenen großflächigen Unruhen in Iran langsam auf die Demonstrationen der iranischen Flüchtlinge und Migranten im Ausland verlagert, wo die Flaggen der LGBTQ-Community und der separatistischen kurdischen Region in Iran übermäßig repräsentiert zu sein scheinen. 

Iran wurde beim jüngsten Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) als neues Vollmitglied aufgenommen, wobei iranische Kampfdrohnen derzeit in der Ukraine im Einsatz sind, um NATO-Lieferungen zu vernichten. Die jüngsten Unruhen in Iran sind Teil einer groß angelegten hybriden Kriegsführung der NATO gegen die zunehmende asiatische Integration. Die NATO zielt diesmal allerdings nicht auf einen Regime-Change in Iran oder Russland ab, sondern ganz deutlich auf die Zerschlagung der Rivalen der USA mithilfe eines Informationskrieges. 

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