Meinung

Der Appetit Polens auf Kaliningrad – Oder: Machen Sie sich ein Tilsiter Käsebrot

Ein ehemaliger polnischer stellvertretender Verteidigungsminister, der zufällig den Namen eines russischen Fürstengeschlechts trägt, will über die Zukunft des seit 1945 russischen Kaliningrad entscheiden. Darüber könnte man lachen, wenn die Großmachtsucht der polnischen Eliten nicht blutige Folgen haben könnte.
Der Appetit Polens auf Kaliningrad – Oder: Machen Sie sich ein Tilsiter Käsebrot© KeithBinns / E+

von Igor Malzew

"Also, das Wintergetreide ist verschwitzt. Die rote Sonne ist aufgegangen... Der alte Romualdytsch schnupperte an seinem Fußlappen und ihm wurde ein wenig mulmig."

[Zitat aus: 'Das Goldene Kalb' von Ilja Arnoldowitsch Ilf und Jewgeni Petrowitsch Katajew]

So erfuhren wir, dass es in Polen einen ehemaligen stellvertretenden Verteidigungsminister gibt, den größten Russlandhasser des Landes, Romuald Scheremetjew. Und er ist sehr besorgt über das Schicksal von Kaliningrad.

Beispielsweise fordert er, "dass Kaliningrad demilitarisiert wird." Eigentlich scheint seine Meinung mehrheitlich Irrwahn zu sein, angesichts der Abkommen von Jalta und Potsdam – zum Beispiel, dass "die NATO in Sankt Petersburg einmarschieren wird" und dass "der Zerfall Russlands schneller kommen wird, als man erwarten kann."

Doch hier ist Kaliningrad...

Wie ist Herrn Scheremetjew klarzumachen, dass, selbst wenn man die Vorkriegsgeschichte ausklammert, die UdSSR rein nach dem Potsdamer Abkommen von 1945 diesen dritten Teil Ostpreußens für immer erhalten hat, und dass er von Anfang an ein besonderer Militärbezirk war? Zumal es sich um einen Krieg handelte, der vom Ersten zum Zweiten überging und so weiter. Und auch, dass Polen – eigentlich – die anderen zwei Drittel erhalten hat, obwohl das keiner Liste der siegreichen Länder zu entnehmen ist?

Mehr noch: Nur dank der Gnade des Genossen Stalin, wurde die deutsche Stadt Stettin den Polen überlassen, derjenige Hafen Berlins, der heute Szczecin heißt – ein Ort, wo es historisch gesehen überhaupt keine Polen gab. Ein Dankeschön haben wir übrigens nicht erhalten – nur Wut und Flüche der politischen Klasse Polens. Denn denen ist alles nicht genug.

Kaliningrad verblieb der westlichste Vorposten – und war sogar bewaffnet, als Polen dem Warschauer Pakt angehörte, also dem gemeinsamen Militärblock mit der UdSSR. Warum sollte also Kaliningrad genau dann entwaffnet werden, wenn die NATO bereits in der Ukraine mit den Säbeln rasselt? Wieso sind gerade jetzt all diese Kaliningrader "Iskander" ihnen ein Dorn im Auge?

Das ist die gewöhnliche Weltmacht-Arroganz und -Chuzpe, wie sie der ehemalige Demokrat und Oppositionelle Romuald Nikolajewitsch Scheremetjew an den Tag legt – eine Rhetorik, die in den politischen Kreisen Polens seit einiger Zeit üblich ist. Sie spüren den Rückhalt der USA hinter ihren Schultern, zum Ärger des deutschen Einflusses. Gerade durch die "besonderen Beziehungen" zu Polen versucht man, Deutschland in allen Fragen in die Schranken zu weisen, damit es keine eigene Meinung in Europa hat – und bei allen "Projekten" nur immer wieder den Geldbeutel öffnet.

Auch bemüht sich die polnische Elite sorgfältig, die Erinnerung an die Menschen auszulöschen, die 1945 die polnische Staatlichkeit wiederhergestellt haben. Man nehme also hin: Es gab keinen gemeinsamen Kampf gegen den deutschen Faschismus. Weil das alles den heutigen Realitäten widerspricht, in denen Polen im Ukraine-Feldzug zur Frontlinie der NATO gegen Russland ernannt wurde.

Romuald Scheremetjew ist heute kein Spitzenpolitiker, gehört mit seinem Background aber zu den Vertretern jener hohen politischen Elite, die Polen zur gegenwärtigen Russophobie geführt hat.

Und wenn man ihm einfach nur zuhört, begreift man, was für Stimmungen dort herrschen. Sehr gefährliche Einstellungen, meine Herren.

Machen Sie sich ein Tilsiter Käsebrot, Herr Romuald. Nur zur Erinnerung: Tilsit im Kaliningrader Gebiet ist seit langem die Stadt Sowjetsk. Und das wird auch so bleiben.

Mehr zum Thema - "Faschistische Aussage" – Reaktionen auf Morawieckis Forderung zur "Auslöschung der russischen Welt"

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.