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Strategie einer Waffenschmiede: Nachhaltig Krieg führen mit "grünen" Waffen von Rheinmetall

Seit Februar 2022 hat BlackRock weitere 60 Millionen US-Dollar in Rheinmetall investiert. Der Waffenproduzent ist damit fest in der Hand von US-Investoren. BlackRock-Chef Fink schreibt weltweit 18.000 Unternehmen Nachhaltigkeitsprofile vor. Deshalb werden Kriege jetzt mit "nachhaltigen Waffen" geführt.
Strategie einer Waffenschmiede: Nachhaltig Krieg führen mit "grünen" Waffen von Rheinmetall© Felicitas Rabe

Felicitas Rabe im Interview mit Dr. Werner Rügemer

Wie das börsennotierte Rüstungsunternehmen auf seiner Internetseite erklärt, handelt es sich bei der Rheinmetall AG um einen "integrierten Technologiekonzern", welcher "mit einem innovativen Produkt- und Leistungsspektrum auf unterschiedlichen Märkten aktiv ist." Zudem sei "Nachhaltigkeit" integraler Bestandteil der Rheinmetall-Strategie. Das Unternehmen wolle bis 2035 CO₂-neutral werden und übernehme "Verantwortung in einer sich dramatisch verändernden Welt."

"Mit unseren Technologien, unseren Produkten und Systemen schaffen wir die unverzichtbare Grundlage für Frieden, Freiheit und für nachhaltige Entwicklung: Sicherheit", so Rheinmetall.

Das 1889 als "Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft" gegründete Unternehmen hatte zunächst Munition für das Deutsche Reich produzieren sollen. Gemäß dem Versailler Vertrag war die Produktion ab 1919 drei Jahre lang auf zivile Produkte (Lokomotiven, Dampfpflüge, Büromaschinen) umgestellt worden. Bereits 1921 war die Waffenproduktion wieder aufgenommen worden. Heute ist Rheinmetall neben dem US-Konzern Lockheed Martin einer der führenden Produzenten von "Komponenten, Systeme und Services für die Sicherheitsindustrie" – also Rüstungsgütern und Waffen. 

Hauptaktionär der Waffenschmiede ist laut einem Beitrag des Publizisten und BlackRock-Experten Dr. Werner Rügemer auf den NachDenkSeiten der größte Kapitalorganisator der westlichen Welt BlackRock. Wie Rügemer dazu schon im März 2022 schrieb, hat Blackrock verstärkt mit dem Aktienzukauf begonnen, als Bundeskanzler Olaf Scholz Ende Februar 2022 das zusätzliche 100-Milliarden-Euro-Aufrüstungsprogramm bekannt gab.

Demnach hat der Kapitalverwalter Anfang März 2022 innerhalb von zwei Tagen Aktien im Wert von etwa 60 Millionen Euro zugekauft.  BlackRock war laut Rügemer schon vorher einer der größten Rheinmetall-Aktionäre gewesen. Der fünftgrößte US-Investor Fidelity habe in derselben Zeit Rheinmetall-Aktien für rund 30 Millionen Euro gekauft.

BlackRock-Chef Laurence Fink schreibt Rheinmetall Nachhaltigkeit vor

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsreputation spiele BlackRock-Chef Laurence Fink eine wichtige Rolle. Fink sei in den letzten Jahren zum "Umwelt- und Nachhaltigkeitspropheten der westlichen Welt aufgerückt", so Rügemer. Der BlackRock-CEO ermahne alljährlich alle Chefs der etwa 18.000 Unternehmen und Banken, an denen BlackRock beteiligt sei: Die Wirtschaft muss auf Umweltschonung umgestellt werden und den neuen Wertekanon ESG einhalten: E = Environment, Umwelt, S = sozial und G = gute Unternehmensführung. Deshalb lobe auch Rheinmetall auf seiner Webseite neuerdings "ESG", schrieb der Publizist. Seit April 2021 sei Rheinmetall außerdem Mitglied des Global Compact der Vereinten Nationen. Daraus schlussfolgert Rügemer:

"Die Produktion von Panzern, Raketen, Munition ist also Teil der 'Nachhaltigkeit'!" 

Rheinmetall betreibt in Niedersachsen das Erprobungszentrum Unterlüß (EZU), mit 54 Hektar das größte private militärische Test- und Übungsgelände Europas. Diesbezüglich hebt der Konzern sein Engagement im Bereich Naturschutz hervor: "Mit dem aktiven Naturschutz verbindet Rheinmetall ein Engagement für die Region." Auf dem privaten Militärübungsplatz von Rheinmetall existiere "eine ungewöhnlich reiche Pflanzenwelt, die eine seltene Vielfalt von Insekten und Vögeln anzieht und großen Wildtierbeständen eine Heimat bietet".

Rheinmetall gehört mehrheitlich US-Investoren

Im Interview mit RT erklärte Rügemer in der vergangenen Woche, wie sich die Geschäfte und die Rolle des angeblich deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall zuletzt entwickelt haben. Demnach wurde der Düsseldorfer Konzern in den letzten Jahren schrittweise von US-Investoren aufgekauft. Das Unternehmen sei inzwischen in die US-amerikanische Globalstrategie eingebunden. Deshalb seien auch die meisten Produktionsstandorte in den USA und weitere wichtige Standorte in NATO-Staaten.

Im September 2021 wurde das trilaterale Militärbündnis AUKUS von Australien, Großbritannien und den USA gegründet. Es diene im Wesentlichen dazu, Asien gegen China aufzurüsten. Aus diesem Grund seien die neuen Rheinmetall-Standorte und die Waffenproduktion in Australien von strategischer Bedeutung. Weltweit produziere der Waffenfabrikant an 33 Standorten. Probleme mit Rüstungsexportkontrollen zur Einschränkung von Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, gebe es für Rheinmetall insofern nicht, als Rüstungsexportkontrollen in den USA der nationalen Gesetzgebung unterlägen.

Seit Beginn des Ukrainekriegs habe Rheinmetall seine Munitionslieferungen in die Ukraine gesteigert. Aktuell verhandele das Unternehmen mit der ukrainischen Regierung über den Bau einer neuen Panzerfabrik in der Ukraine. Der Kapitalverwalter BlackRock habe nicht nur als einer der führenden Aktionäre bei Rheinmetall Einfluss auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine. BlackRock sei schließlich direkt in der US-Regierung vertreten. Zudem liege die Koordination für den Wiederaufbau der Ukraine bereits in der Hand der Kapitalorganisation.

Seine "besondere Nachhaltigkeit bei der Kriegsführung" preise Rheinmetall auch mit den neuen Abrams-Panzern an, für die die Waffenschmiede aus Düsseldorf Kanonenrohre produziert. Die US-Panzer verfügten jetzt auch über elektronisch betriebene Motoren – sogenannte grüne Technologie –, preist Rheinmetall seine besondere Nachhaltigkeit in der Kriegsführung.

Das neue zivile Geschäftsfeld von Rheinmetall im Bereich "Public Security"

Außerdem biete der Konzern seine Produkte auch zunehmend für den zivilen Bereich "Public Security" zum Beispiel für die Polizei an. Das zivile Geschäftsfeld wolle die Waffenschmiede zukünftig immer weiter ausbauen, berichtete Rügemer. Das passe ganz gut zur herrschenden Politik, die das Militär und die zivile Sicherheit immer mehr verbinden wolle. Daran beteilige sich auch Rheinmetall mit seinen Angeboten. Man stelle die Rolle des Militärs mehr und mehr als integrativen Bestandteil eines allgemeinen zivilen Sicherheitskonzepts dar. Diesbezüglich habe zum Beispiel der Bundeswehrgeneral Carsten Breuer während der COVID-19-Pandemie die Leitung des Krisenstabs im Bundeskanzleramt übernommen.

Und weil das Geschäft für Rheinmetall zurzeit so gut liefe, sei den Aktionären schon im Vorfeld der Hauptversammlung am 9. Mai eine 30-prozentige Steigerung der Dividende versprochen worden. 

Der Publizist Dr. Werner Rügemer recherchiert seit Jahren zu den großen Kapitalorganisatoren wie BlackRock und Co. Im April veröffentlichte er bei den NachDenkSeiten seine Analyse "Rheinmetall: CO₂-neutrale Kriege! Umweltschonend gegen Russland!" Sein Buch "BlackRock & Co. enteignen! Auf den Spuren einer unbekannten Weltmacht" erschien 2021 beim Nomen Verlag. 

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