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Streit in der Hamburger Linken eskaliert: Gewaltaufrufe nach Eklat um "transsexuellen" Troll

Der Streit in der Hamburger Linken eskaliert weiter: Nach einem Eklat auf dem Parteitag der Hamburger Linken im September um ein trollendes Parteimitglied wurden in internen Chats Beiträge verfasst, die sich wie Gewaltaufrufe gegen den "Troll" lesen lassen.
Streit in der Hamburger Linken eskaliert: Gewaltaufrufe nach Eklat um "transsexuellen" TrollQuelle: www.globallookpress.com © Daniel Bockwoldt/dpa

Der Streit in der Hamburger Linken eskaliert weiter: In internen Chats schreiben einige Parteimitglieder Beiträge, die sich als Gewaltaufrufe gegen ein offensichtlich trollendes Mitglied der Linken lesen lassen. In einer Telegram-Gruppe diskutieren die Mitglieder über Bijan Tavassoli, der mit seinen Aktionen bei großen Teilen der Hamburger Linken mittlerweile für Wut sorgt. Auszüge aus dem Chat liegen der taz vor.

Zu den Verfassern der Nachrichten gehört unter anderem Ralf Dorschel, seit September 2020 Pressesprecher der Bürgerschaftsfraktion und ehemaliger Redakteur bei der Hamburger Morgenpost. Dieser schrieb als Vorschlag für den Umgang mit Tavassoli: "Beton-Fuß und zu den Landungsbrücken?" Andere Nachrichten von Marco Hosemann schlagen einen ähnlichen Ton an: Leute wie Tavassoli gehören nicht nur aus der Partei ausgeschlossen, sie hätten "für die Gewalt, die sie andern antun […] aufs Maul verdient". Man sei zwar kein Freund von Gewalt – "Aber es gibt Menschen, die auf Worte nicht mehr hören."

Hosemann war zeitweilig im Landesvorstand und ist Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Nord. Gegenüber der taz gab er an, die Beiträge zu bedauern. Er habe sich nicht öffentlich auf diese Weise geäußert und es auch nicht als Gewaltaufruf gemeint.

"Ich habe nur zum Ausdruck bringen wollen, dass ich kein Mitleid mit ihm hätte, sollte er Gewalt erfahren."

Tavassoli schüre mit seinem Handeln schließlich Hass gegen Transsexuelle, so Hosemann. Das habe bei ihm für Wut gesorgt. Droschel erklärte, er habe damit auf die intern diskutierte Frage, wie sich mit so einer Situation angemessen umgehen ließe, geantwortet. Er habe diese Aussage nicht ernst gemeint. Es sei "offensichtlich, dass es sich um einen Scherz handle".

"Dies bewusst misszuverstehen und mir Gewaltfantasien zu unterstellen, ist absurd", teilt Dorschel mit.

Tavassoli, ehemaliger Sprecher der Hamburger Linksjugend Solid, fällt seit geraumer Zeit mit fragwürdigen Auftritten auf: Im vergangenen Jahr erklärte er in den sozialen Medien, er freue sich über die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan und erklärte auch, es sei für ihn ok, wenn die Taliban Afghanen, die für andere Armeen gearbeitet haben, hinrichte.

Zum Eklat kam es jedoch auf dem Hamburger Parteitag der Linken Anfang September: Tavassoli ließ ausrichten, er habe "kürzlich" das Geschlecht gewechselt und kandidiere nun für den weiblichen Listenplatz. Dabei war er nicht persönlich anwesend: Stellvertretend für ihn las eine mit Kapuze und Maske vermummte Person eine wirre Erklärung vor. Später behauptete Tavassoli jedoch, dass die Rede angeblich nicht von ihm stamme.

Wegen seiner Aussagen zu Afghanistan war Tavassoli bereits aus der Hamburger Linken ausgeschlossen worden, auf der Bundesebene legte er jedoch Widerspruch gegen den Ausschluss aus der Partei ein. Derzeit läuft auch ein zweiter Antrag zum Parteiausschluss wegen des Eklats auf dem Parteitag. Die beiden neuen Landesvorsitzenden, Sabine Ritter und Thomas Iwan, kritisierten die im Chat geäußerten Beiträge:

"Die im Screen­shot zu erkennenden Akteure haben sich eindeutig im Ton vergriffen. Dies wurde ihnen sowohl in- als auch außerhalb der Chatgruppe direkt deutlich gemacht."

Der Fall sei damit für sie abgehakt:

"Wir werden die ständigen Versuche Einzelner, Unruhe in den Hamburger Landesverband zu bringen, nicht mit weiterer Aufmerksamkeit würdigen."

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