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Podoljakas Wochenrevue: Kiew verliert Hunderte täglich bei Kupjansk und beim Rückzug aus Artjomowsk

Als Brennpunkt, an dem die ukrainischen bewaffneten Formationen die meisten Verluste erleiden, hat Artjomowsk am Frontabschnitt Donbass nun Konkurrenz bekommen: Bei Kupjansk am Frontabschnitt Charkow-Swatowo verliert die Ukraine seit der nun vergangenen Woche mehrere Hundert Mann.

Als Brennpunkt, an dem die ukrainischen bewaffneten Formationen die meisten Verluste erleiden, hat Artjomowsk am Frontabschnitt Donbass nun Konkurrenz bekommen: Bei Kupjansk am Frontabschnitt Charkow-Swatowo verliert die Ukraine seit der nun vergangenen Woche vom 27. Februar bis zum 5. März mehrere Hundert Mann an Toten und Verwundeten pro Tag. Verantwortlich sind Artillerie und Luftwaffe, die Russlands Landtruppen dort beim Erzielen kleinerer, aber vieler Landgewinne unterstützten. An diesem Brennpunkt scheint die Schlammsaison ein weniger ernstes Hindernis für sie zu sein, hält Juri Podoljaka fest. Hier entstehen somit gute Aussichten auf weitere Offensiven gegen Kupjansk – sobald der allgegenwärtige Schlamm etwas ausgetrocknet ist.

Artjomowsk seinerseits bleibt jedoch weiterhin auf der Tagesordnung: Ukrainische Einheiten verlassen immer weitere Stadtbezirke – weitgehend frei von ihnen sind der Osten und der Norden der Stadt; auch im Süden kommen sie aufgrund von Vorstößen des russischen privaten Militärunternehmens Wagner in Bedrängnis. De facto haben Kiews Truppen den Rückzug aus Artjomowsk begonnen – nur können sie ihn nicht so schnell und verlustfrei durchführen, wie sie es gern hätten: Alle befestigten Wege aus der Stadt befinden sich mittlerweile unter Beschuss. Die Straße über Chromowo etwa liegt nach einem jüngsten Vorstoß Russlands nunmehr in Reichweite nicht nur von Panzerabwehr-Lenkflugkörpern, sondern auch Mörsern russischerseits. Dem glatten Selbstmord von Ausbruchsversuchen tagsüber bevorzugt das ukrainische Militär nun nächtliche, in kleinen Gruppen. Doch auch die nächtlichen Versuche, aus dem operativen Kessel um diese Stadt auszubrechen, bringen Kiews Truppen herbe Verluste ein, so der Militärbeobachter mit Verweis auf sich mehrende Meldungen.

Hochpräzisions-Lenkgleitbomben des Typs UPAB-1500B mit panzerbrechendem Sprengkopf setzt Russlands Luftwaffe seit der nun vergangenen Woche erstmals im Ukraine-Krieg ein. Diese Waffen mit einem Gewicht von eineinhalb Tonnen sollen nun den schlammbedingt ins Stocken geratenen russischen Bodentruppen beim Vorrücken gegen Awdejewka helfen – einer Trabantenstadt von Donezk, die das ukrainische Militär über viele Jahre lang in eine Festung verwandelt hat und aus der es die umliegenden Ortschaften, allen voran die Hauptstadt der russischen Volksrepublik Donezk selbst, mit Rohr- und Raketenartillerie beschießt.

Die relative Stille am Frontabschnitt Saporoschje, unterbrochen nur durch sporadische Aufklärung durch Gefecht, die Russland dort durchführt, ist die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm, so Podoljaka: Kiew sei dabei, dort einen großen Stoßverband zu bilden, und konzentriere dafür Personal wie Kriegsgerät, die es von den NATO-Staaten als "Militärhilfe" erhält. Eine ukrainische Offensive kündige sich dort für den Frühling an – und diese werde den weiteren Verlauf des Krieges mitbestimmen.

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf Youtube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an: Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.

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